Götter im Gras


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Hades

Der musikalische Zyklus

Kommen wir zur nächsten Figur:
„Hades“. Im Grunde haben wir ihn schon kennengelernt, denn Hades ist der griechische Name für Pluto, den Gott der Unterwelt. Die schon erwähnte Entführungsgeschichte, bildet das Fundament eines beträchtlichen Imagewandels. Am Ende steht kurioserweise grade der Kidnapper aus der Unterwelt als segensreicher Erntespender mit dem berühmten Füllhorn im Arm da. Wie konnte es dazu kommen? Die geraubte Proserpina war die Tochter der Ceres (bei den Griechen Demeter), die Göttin des Ackerbaus und der Getreidefrucht. Als diese das Verschwinden ihrer geliebten Tochter bemerkte, vernachlässigte sie ihre eigentliche Aufgabe und begab sich auf die Suche. Die katastrophale Folge: die Ernte blieb aus. Vom mächtigen Zeus, dem Bruder des Hades (Pluto) erfuhr sie von dem Raub ihrer Tochter und verlangte unverzüglich die Rückkehr Proserpinas. Bedauerlicherweise hatte die junge Frau in der Unterwelt schon einige Speisen zu sich genommen. Ihre Rückkehr aus eigener Kraft wurde damit unmöglich. Zum Glück einigten sich die Parteien auf einen Segen stiftenden Handel: Proserpina wurde erlaubt jeweils ein halbes Jahr bei der Mutter zu leben, die andere Hälfte aber bei Hades zu verbringen. Die 6 Monate bei ihrer Mutter ist übrigens die Zeitspanne, in der das Getreide wächst. Die Pointe: Im Laufe der Zeit wandelte sich durch die Verbindung mit Proserpina das Image des Hades. Denn irgendwie hatte er ja nun doch damit zu tun, dass die Erde ein halbes Jahr lang fruchtbar ist.





Die musikalische Interpretation dieser Geschichte: durch Raub und Verbrechen eignet sich jemand Mittel und Fähigkeiten an, die ihn bereichern und vor der Allgemeinheit segensreich, ja anbetungswürdig dastehen lassen. Das erinnert an Strukturen alter Mafiafilme, die sich desselben Schemas bedienen: der grausame Mafiaboss hat ein Herz für die Armen seines Volkes, hilft ihnen großzügig und erntet dafür Loyalität und Dankbarkeit. Die Dankbarkeit, die Hades entgegengebracht wird, wird hier in einem tänzerischen Motiv im Dreiertakt umgesetzt, getrübt wird dieses Freudenfest allerdings durch das tritonusbezogene Bassostinato und die eher düsteren Harmonien. Der wilde Anfang des Stücks nimmt noch einmal direkt Bezug auf den Raub der Proserpina.


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